GESCHICHTE DER MARKTGEMEINDE YBBSITZ

von P. Jacobus Tisch OSB

Der Name und die Anfänge

Zum ersten Mal in das Licht der schriftlich überlieferten Geschichte tritt der Name Ybbsitz 1107, im Zusammenhang mit einer Grenzbeschreibung der Pfarre Steinakirchen am Forst. Deren Westgrenze verlief damals über Ibsici - doch dürfte damit nicht der heutige Markt gemeint sein.
„Ybbsitz" war wohl ursprünglich der Name der Bäche Schwarzois und Kleine Ybbs, denn 1185 wird die Mündung des Arzbaches in die Ybbs (knapp unterhalb der Mündung der Kleinen in die Große Ybbs) Ibisitzgimundi – also Ybbsitzmündung genannt. Ybbsitz bedeutet also nicht etwa (Wohn-) Sitz an der Ybbs, sondern ist Name der Ybbs mit der slawischen Endung –itz, die sich in vielen Orts- und Flussnamen findet. Da auch das Prollingtal im Mittelalter Prochnich hieß (womit ja der Name Prochenberg zusammenhängt), und damit eine ähnliche slawische Erweiterung aufwies, muss man wohl annehmen, dass die ersten Siedler der Ybbsitzer Gegend Slawen waren.
   

Die Schenkung des Erzbischofs Wichmann

Kirchlich gehörte das Gebiet zur Pfarre Aschbach, politisch zur Grafschaft Gleiß. Letzter Graf von Gleiß war der Magdeburger Erzbischof Wichmann. Als dieser im Sommer 1174 auf einer Gesandtschaftsreise nach Ungarn durch unsere Gegend kam, dürfte er dem Stift Seitenstetten das Waldgebiet um Ybbsitz geschenkt haben. 1184 erweiterte er diese Schenkung um das Gebiet zwischen Arzbach und Urnbach, 1185 bestätigte er nochmals die Schenkung, gab ihre Grenzen an und legte deren Bedingungen urkundlich fest: Seitenstetten sollte in Ybbsitz ein kleines Kloster (Cella) errichten und ständig Gottesdienst feiern.

Damit war jene Verbindung zwischen Ybbsitz und Seitenstetten hergestellt, die sich bis heute für beide Teile als segensreich erwiesen hat. 1186 steht bereits eine von Seitenstettner Mönchen erbaute Kirche und hundert Jahre später ist Ybbsitz Pfarre, denn 1292 wird ein Ditricus plebanus (Pfarrer) genannt. Außer Seitenstetten ist Ybbsitz die einzige Pfarre, die das Stift auch im Mittelalter mit eigenen Mönchen und nicht Weltpriestern besetzt hatte. Das älteste Abgabenverzeichnis des Stiftes nennt bereits um 1290 rund 200 Häuser in der Ybbsitzer Gegend. Viele Hofnamen, die sich dort finden, sind bis heute fast unverändert geblieben.

Die Entstehung des Ortes Ybbsitz

Während sich bis ins 13. Jh. um Ybbsitz die Bauern schnell ausgebreitet hatten, ging die Entwicklung des Ortes langsamer. Das älteste Güterverzeichnis des Stiftes Seitenstetten von etwa 1292/98 beinhaltet neben den meisten der heutigen Bauernhöfe auch ein Namensverzeichnis, das sich mit Sicherheit auf die Hausbesitzer im späteren Markt Ybbsitz bezieht - leider wurden weder nähere Bezeichnungen, noch Abgabenhöhe eingetragen. Das zweitälteste Urbar von ca. 1386/98 kennt schon ein "Servicium civium in Ybbsitz" - also ein Verzeichnis der Abgaben der Bürger von Ybbsitz, mit einer Gruppe von 19 Bürgern, die nicht Naturalabgaben, sondern Geld abzuliefern hatten. Nur von dreien heißt es jedoch, dass sie ein Steinhaus hatten. Doch schon damals gab es ein Spital und seit 1419 lässt sich auch eine Schule nachweisen. Im 15. Jh. wählten die Seitenstettner Mönche nacheinander drei Ybbsitzer Pfarrer zu ihrem Abt: 1441 Christian Kolb, 1465 Paul Pymisser und 1477 Kilian Heumader.

Es versteht sich, dass diese Äbte mit Vorliebe für ihre ehemalige Pfarre sorgten. So hat Ybbsitz seit 1445 auch einen Kaplan.

Wurden im Urbar von 1355 nur zwei Schmiede genannt, so müssen sich um 1400 zahlreiche weitere angesiedelt haben, wodurch das Handwerk rasch aufblühte. Voraussetzungen dafür waren die Nähe des steirischen Erzberges, die Wasserkraft des Prollingbaches und der Ois sowie der Holzreichtum der Wälder. 1437 erhalten die Schmiede der „uralten kayserlichen Werkstatt" in Ybbsitz die Bewilligung, Eisen aus dem staatlichen Lager in Eisenerz zu beziehen.

Der kräftige Aufschwung des Schmiedehandwerks war wohl der Hauptgrund, dass Ybbsitz das Marktrecht erhielt.
 

Die Markterhebung in einer Zeit des Aufschwungs

Abt Kilian Heumader erwirkte 1480 bei Kaiser Friedrich III. für Ybbsitz das Marktrecht und das Recht, einen Wochenmarkt abzuhalten. 1483 wurde ein großer Jahrmarkt bewilligt, der beinahe ein Monat dauerte.
Abt Kilian gab den Schmieden 1494 auch eine ausführliche Zunftordnug mit Bestimmungen über Aufnahme von Meistern, Gesellen und Lehrlingen sowie über den Betrieb von Gewerben, Ausfuhr von Erzeugnissen usw.
Die Schmiede waren in der Liebfrauenzeche, die Gesellen in der Leonhardizeche zusammengeschlossen. Diese Vereinigungen, die das religiöse und sittliche Leben ihrer Mitglieder förderten, hatten eine eigene Vermögensverwaltung und unterstützten ihre Mitglieder in Notlagen. Daneben gab es in Ybbsitz noch andere Zünfte – etwa die Leinweber , Schneider, Schuster, Zimmerleute, Maurer, Fleischer, Bäcker und Müller.
Der Aufschwung der Ybbsitzer Schmiedschaft führte zu Rivalitäten mit benachbarten Zechen, vor allen den Waidhofener Schmieden. 1511 gelang es Abt Andreas, das Ybbsitzer Gebiet vom Landgericht Seisenegg loszutrennen und als eigenes Landgericht einzurichten, was die Bedeutung des Ortes weiter steigerte. Das Landgericht Ybbsitz wurde jeweils vom Kaiser dem neuen Hofrichter von Seitenstetten verliehen.

Zum steingewordenen Zeugnis für den jähen Aufschwung des Marktes wurde die überregional bedeutende spätgotische Hallenkirche von Ybbsitz:

Bereits 1419 hatte Abt Stephan den neuerbauten Altarraum der Kirche samt drei Altären weihen lassen. 1466 stiftete Abt Paul Pymisser zusammen mit seinem Konvent und Ybbsitzern eine tägliche Frühmesse. Wohl bald darauf begann der Bau der dreischiffigen Hallenkirche. Das Rippengewölbe auf zierlichen Säulen ist zwar schon verhältnismäßig reich ausgebildet, hat aber noch tragende, nicht rein schmückende Funktion.

1489 wird der Emporenumbau an drei Seiten der spätgotischen Halle errichtet, 1496 in der Kapelle des Gnädigen Herrn oberhalb des Südeinganges ein Altar zu Ehren der Heiligen Kilian und Margaretha geweiht. 1508 schließlich war die Weihe der Annakapelle, heute Marienkapelle, mit ihrem Altar.

Krisenzeiten in der frühen Neuzeit

Die Aufbauarbeit fand ein jähes Ende durch die Türken, die im Jahr 1532 am Festtage Mariä Geburt (8. September), Kirche, Pfarrhof, Rathaus, 80 Häuser des Marktes und 40 Bauernhäuser der Umgebung anzündeten. Der Brunnen auf dem Marktplatz, dessen Aufstellung Abt Andreas 1534 bewilligte, mag ein Zeichen für den erfolgten Wiederaufbau sein. Doch auch die Wirren der Glaubensspaltung und der Sittenverfall der Geistlichkeit waren für die weitere Entwicklung des Marktes nicht günstig: Der verheiratete und geschäftstüchtige Pfarrer Leopold Dobrawitz, dessen umfangreiche Nachlassabhandlung im Marktarchiv erhalten ist, wird das religiöse Leben genauso wenig gefördert haben, wie sein Kaplan Thomas, der auch verheiratet war und das Ordenskleid abgelegt hatte.

Am großen Bauernaufstand von 1597 nahmen die Ybbsitzer scheinbar halbherzig teil: Sie zogen zwar auch gegen das Stift Seitenstetten, ließen es aber ungeschoren, nachdem ihnen Abt Christoph Held - der seine Bauern kannte – mit Brot und Wein aufgewartet hatte. In Ybbsitz stürmten sie allerdings am 31. März den Pfarrhof. Pfarrer P. Adam Neißer, dem man ein Pferd nahm, wurde zusammen mit dem Schulmeister als Gefangener fortgeführt, konnte sich aber am 2. April mit einer großen Summe Geldes loskaufen. Es waren dann die Ybbsitzer Bauern selber, die ihren Anführer Stephan Bogner dem kaiserlichen Oberst Morakhsy auslieferten, der ihn am Marktplatz enthaupten liess. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Ybbsitz wiederholt unter andauernden Einquartierungen und vor allem hohen Kriegssteuern zu leiden.

Zur bäuerlichen Kultur im Ybbsitzer Umland

Spätestens im 16. Jh. bildeten die Bauern von Sonntagberg bis Ybbsitz jene Hofform aus, die man wegen ihres Grundrisses den H- oder Doppel-T-Hof nennt. Offensichtlich hängt sie mit der Hanglage der Höfe zusammen: Hausstock und Stadel sind parallel hangaufwärts gebaut. Diese sind durch einen Quertrakt entlang dem Hang verbunden, der die Ställe aufnimmt.

Das Wohnhaus steht meist im Osten und hat seine Haustür wiederum an der Ostseite. Dadurch sind Eingang und Wohntrakt von der Wetterseite abgewandt und gegen Weststürme geschützt. Ebenfalls bis ins 16. Jh. lassen sich die oft reich geschnitzten Balkendecken der Bauernstuben nachweisen. Die Kerb- und Flechtmuster, die Rosetten und Palmetten dieser Decken sind mitunter wahre Meisterwerke. In ärmeren Häusern ist wenigstens der quergelegte Rüstbaum, der die Bohlen der Decke trägt, geschnitzt. Fast immer ist das Baujahr eingeritzt, manchmal auch die Anfangsbuchstaben der Erbauer.

Neue Blüte des Schmiedehandwerks

1572 finden sich in Ybbsitz bereits 69 privilegierte Schmiedemeister – mit den nicht privilegierten Pfannen- und Bohrerschmieden muss zu dieser Zeit von ca. 90 Schmiedemeistern ausgegangen werden. Es setzte sich eine weitgehende Spezialisierung der einzelnen Werkstätten durch. 1640 waren bereits 14 Sparten in Ybbsitz zugelassen: Hacken-, Krautmesser-, Reifmesser-, Wollscher-, Kupfer-, Pfannen-, Hammer-, Löffel-, Neiger- (kleine Bohrer), Ahl- und Hufschmiede, Glötmacher (Spengler?), Friembwerker (sie erzeugten Türschlösser, Striegel, Kuhglocken und Leuchter) und Schleifer. Die Erzeugnisse der Ybbsitzer Schmiede wurden nach Deutschland (bis Frankfurt und Hamburg), Böhmen und Mähren, Schlesien und Preußen, Polen und Russland, Triest und Italien (besonders Venedig) sowie donauabwärts in Balkan und Vorderen Orient ausgeführt.


Die Schmiede hielten jährlich am Fest des Hl. Eligius (11. März), später am Montag nach Peter und Paul (29. Juni) ihren Jahrtag ab. An besagtem Morgen gingen Meister und Gesellen der einzelnen Schmiedezechen mit ihren Zunftfahnen zur Kirche und nahmen am feierlichen Hochamte teil. Die Fahne der Pfannenschmiede mit der Darstellung des Hl. Vitus ist noch vorhanden. Mittags gab es die große Tafel, wozu sich die Meister in einem, die Gesellen im anderen Gasthaus versammelten; abends war Tanz.

Im Museum sind auch noch der goldene Ehrenbecher der Meister aus dem Jahre 1747 und der silberne für die Gesellen von 1820 zu besichtigen. In diesen Bechern wurde den Ehrengästen am Jahrtag der Wein kredenzt. Die Innungen hatten auch Wappenschilde. Erhalten sind noch zwei – jener der Pfannenschmiede von 1744 und einer der Zeugschmiede aus dem Jahre 1799.


 

   


Ybbsitz in der Barockzeit

Ab dem 17. Jh. konnte auch wieder kirchliche Aufbauarbeit geleistet werden. So erhielt die Pfarrkirche neue Altäre, wovon sind noch drei Seitenaltäre erhalten sind. Im nördlichen Seitenschiff steht der Altar der Barbara-Bruderschaft, die 1653 von Abt Gabriel Sauer gegründet wurde.

Das Altarbild zeigt Abt und Konvent von Seitenstetten auf der einen und Pfarrer und Bürger von Ybbsitz, die sich um die Patronin für eine gute Sterbestunde scharen, auf der anderen Seite. Als 1683 wieder die Türken nahten, stellten die Ybbsitzer eine Abteilung zur Verteidigung des Stiftes. Doch blieb Seitenstetten wie Ybbsitz verschont. 1711 spendeten Bürger und Bauern von Ybbsitz dem Abt Benedikt Abelzhauser einen kunstvollen Kelch zu seinem Goldenen Priesterjubiläum. 1741 verscheuchten 175 Mann aus Ybbsitz die Franzosen aus Seitenstetten wofür die Pfarre zum Dank einen zweiten Kaplan erhielt.
Den bürgerlichen Wohlstand im 18. Jh. zeigen noch manche Hausfassaden mit Stuckzierden, Fresken und kunstvollen Fensterkörben aus Schmiedeeisen.1740 erbaute das Stift das mächtige erkergeschmückte Amtshaus am Marktplatz und 1778 – 1780 den großzügigen zweigeschoßigen Pfarrhof.

 An barocken Marktkapellen entstanden die Floriani- und Johannes Nepomuk- Kapelle, die Maria-Hilf-Kapelle von 1776 mit einem herrlichen Rokoko Schmiedeeisengitter und die 1781 errichtete Schönkreuzkapelle am Nothberg.1784 erreichte das Stift bei Kaiser Joseph II., dass Ybbsitz den prächtigen, damals fast neuen Marmorhochaltar der Klosterkirche der aufgehobenen Kartause Gaming erhielt. 1794 bekam der Turm der Pfarrkirche seine heutige Form.


   

  


 

Das 19. Jahrhundert - eine Zeit des Wandels

Das 19. Jh. begann nicht sehr erfreulich mit drei Besetzungen durch die Franzosen, welche 1801, 1805 und 1809 den Markt ausplünderten. 1827 vernichtete ein verheerender Brand 20 Häuser des Marktes. Die Romantik entdeckte im frühen 19. Jh. das Naturschauspiel des Prollingfalles mit den Schleifen in der Noth. Was Jakob Alt und andere Künstler eindrucksvoll gemalt haben, erhielt in der Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Enns des Topographen und Historikers Franz Schweickhardt auch ein literarisches Denkmal.

Er schreibt: Zwischen den Werkstätten, wo das unentbehrlichste und nützlichste Metall, das Eisen, zu verschiedenem Gebrauche verarbeitet wird, geht man der Straße nach aufwärts dem Falle zu. Linker Hand fließt die Prolling in die Tiefe, rechts an den Felsen ist die Fahrstraße gebannt, welche tiefer ins Gebirge gegen Reith und Göstling führet

Das Rauschen und starke Getöse des Wassers über die Felsen und Räderwerke der Schleifen verkündet den Fall, welchen man von der zur Linken stehenden Capelle in seinem höchsten Abschusse überblickt. Brausend stürzt der Bach von einem Felsen auf den anderen. Hier sammelt er sich in einem großen Kessel, von dem er abermals schäumend die untersten Felsen bespühlt, und von den Rädern der Werke aufgefangen wird, nebst dem natürlichen, noch einen künstlichen Fall, dem Anblick bereitet. Gewohnt an das donnernde Toben des Wassers und das Gekreische der sich gewaltsam bewegenden Räder, sitzen die Arbeiter ruhig in ihren Hütten, und wie das Wasser über dieselben stäubt, sprüht das an die Schleifsteine gehaltene Eisen unter ihren Händen einen Feuerkreis um sie selbst...

Das Jahr 1848 brachte die Lösung von der fast 700 Jahre währenden grundherrschaftlichen Bindung an das Stift Seitenstetten. Die Pfarre verblieb jedoch weiterhin verbindendes Band zwischen Ybbsitz und dem Stift.

Am 18. Februar 1850 konstituierte sich die Marktgemeinde Ybbsitz. Hatten im Jahre 1808 noch 63 Schmiedemeister in 20 Hämmern gearbeitet, begann in der 2. Hälfte des 19. Jh. der unaufhaltsame Verfall der Kleineisenindustrie, die der Konkurrenz der aufkommenden Fabriken nicht gewachsen war. Hammerwerk um Hammerwerk musste in der 2. Hälfte des 19. Jh. stillgelegt werden.

Mit diversen Umstellungen sowie der Gründung einer Rohstoff-, Werks- und Verkaufsgenossenschaft mit entschiedener öffentlicher Unterstützung konnten sich einige Ybbsitzer Schmiedemeister relativ lange, zum Teil bis über die Mitte des 20. Jh. halten.

In der 2. Hälfte des 19. Jh. entstand in Kleinprolling der Wallfahrtsort Maria Seesal. 1864 war auf halber Höhe des Kirchenhügels eine erste Holzkapelle errichtet worden, 1872 die zwanzig Jahre später nochmals erweiterte neubarocke Kapelle und 1904 bis 1906 die zweitürmige Wallfahrtskirche. Um die Jahrhundertwende wurde auch das Wandern immer beliebter, vor allem das Bergwandern. In dieser Zeit ent standen viele Schutzhütten, darunter auch jene auf dem Prochenberg, die am 6. Juli 1866 feierlich eröffnet wurde.

Am 29. September 1880 feierte Ybbsitz in einem farbenfrohen Festakt 400 Jahre seit seiner Markterhebung, wovon ein hübsches Gemälde zeugt.

Durch den Bau der Bahn von Gstadt nach Ybbsitz 1897 bis 1899 wurde der Markt an das große Verkehrsnetz angeschlossen. Am 10. März 1899 fuhr der erste Zug in Ybbsitz ein.
 



Erlebte Geschichte - das 20. Jh.

Das 20. Jh. begann mit hoffnungsvollen Neuerungen: Im Dezember 1900 nahm das gemeindeeigene Elektrizitätswerk in der Noth seinen Betrieb auf, das nicht nur den Markt Ybbsitz, sondern auch Gresten und Steinakirchen mit Strom versorgte.

1906 wurde der heutige Dr.-Meyer-Park angelegt und 1908 die Turnhalle eröffnet. Das erste Schwimmbad in Ybbsitz wurde am 20. Juli 1913 der Öffentlichkeit übergeben.

Große Opfer verlangte der Erste Weltkrieg: Mehr als 1000 Männer aus Markt und Umgebung mussten einrücken, 120 von ihnen sahen die Heimat nicht wieder. Während des Krieges kam es zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich auch in die Zwischenkriegszeit fortsetzten. Trotzdem wurde 1930 das 450. Jahr seit der Markterhebung festlich begangen und bei diesem Anlass auch das Kriegerdenkmal für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges eingeweiht.

Nach der Machtübernahme Hitlers erfolgte am 1. April 1939 die Zusammenlegung der Gemeinden Haselgraben, Maisberg, Prolling und Schwarzenberg mit Ybbsitz. Das Jahr 1945 begann unter den Vorzeichen des näherrückenden Zusammenbruches des Dritten Reiches. Seit 9. Mai 1945 war Ybbsitz von zeitweise über 4000 russischen Soldaten besetzt.

Es mangelte an Wohnraum, weil viele Häuser von der Besatzungsmacht beschlagnahmt waren und auch die Versorgung der Bevölkerung gestaltete sich schwierig. Der neuerliche Krieg hatte einen hohen Blutzoll gefordert: 278 Bewohner der Gemeinde sind gefallen oder werden vermisst. Doch allmählich normalisierte sich das Leben wieder: Im Herbst 1945 öffneten Kindergarten und Schule wieder ihre Pforten.

Die Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg waren auch in Ybbsitz von reger Bautätigkeit bestimmt. Die Gemeinde baute großvolumige Wohnhäuser und förderte zugleich den Bau von Eigenheimen, wofür es seit 1951 seitens der Marktgemeinde eine Wohnbauförderung gibt. Zwischen 1945 und 1979 verdoppelte sich die Häuserzahl. Mit der Eingemeindung der bis dahin selbständigen Gemeinde Waldamt erhielt die Gemeinde ihren gegenwärtigen Umfang. 1980 feierte Ybbsitz mit einem eindrucksvollen Festzug und anderen Veranstaltungen.

800 Jahre Seelsorge und 500 Jahre Markterhebung. In jüngster Zeit konnte sich Ybbsitz durch die verstärkte Wiederbelebung der alten Tradition des Schmiedens einen Namen als lebendige Metallwerkstätte machen.

Wer mehr über die Geschichte von Ybbsitz wissen will, dem sei als profundes Werk empfohlen: MR Dr. Ernst Meyer, Geschichte des Marktes Ybbsitz, 3. Auflage, Ybbsitz 1999. Erhältlich am Gemeindeamt Ybbsitz zum Preis von € 29,-.